In diesem Augenblick rief der Engel des Herrn ihn vom Himmel: »Abraham! Abraham!« »Ja«, antwortete er. »Ich höre.« (1. Mose 22, 11)
Im jüdischen Sprachgebrauch wird bei Genesis Kapitel 22 von der „aqedah“ gesprochen. Der Bindung Isaaks. Es geht bei diesem hebräischen Begriff im Kern darum, wie ein Opfer gebunden wird. Festgebunden mit Fesseln. Der jüdische Sprachgebrauch fokussiert dieses eine Substantiv: „aqedah“. Aber das Zentrale an dieser skizzierten Geschichte ist: Diese Banden werden gelöst. Das Opfer, das hier schon auf dem Holz liegt, wird befreit. Isaak soll nicht sterben. Isaak soll leben.
Wir sehen mit Staunen. Die Schatten dieser monumentalen alttestamentlichen Erzählung reichen bis ins Neue Testament. Ein Berg. Ein Sohn. Holz auf dem Rücken des Sohnes. Der Berg ist nicht weniger schroff. Die Struktur seiner Felsen haben das Gesicht eines Schädels. Sie nennen ihn Golgatha. Nicht weniger steil sind hier die Fragen, je weiter sie an den Ort der Hinrichtung kommen: Mein Gott, kann das wahr sein? Kannst du das wollen?
Wer genau hinschaut, der sieht: Hier geht er selbst. Hier geht nicht Abraham. Hier liegt nicht Isaak. Hier liegt Gott selbst. Das Holz auf dem Rücken ist hier das Kreuz. Das ist die Bindung. Das ist, die „aqedah“. Das sind die Fesseln, die er trägt. Er wird gebunden. Er lässt sich töten. Mein Gott, warum? Paulus formuliert die Antwort so: „Gott dagegen beweist uns seine große Liebe dadurch, dass er Christus sandte, damit dieser für uns sterben sollte, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5, 8)