Liebe Tauffamilie,
sage und schreibe rund 170.000 km legt ein Mensch durchschnittlich in seinem Leben zu Fuß zurück.
Dies entspricht einer viermaligen Umrundung der Erde am Äquator.
Und Sie, liebe Tauffamilie, sind heute in dieser Kirche, weil Sie sagen:
Wir werden dich begleiten.
Liebe Tochter, hör gut zu: Egal, welche Schritte du gehst und wohin dich deine Wege führen, wir sind an deiner Seite.
Aber, wenn Sie heute zu ihrer Tochter ehrlich wären, müssten Sie ihr gleich eines gestehen:
So gerne wir das auch machen würden wir können es leider nicht.
Wir müssen dir bekennen: Nur einen Bruchteil der 170.000 km, die vor dir liegen, werden wir an deiner Seite sein können.
Viele Schritte werden wir nicht mitverfolgen können. Auf vielen Wegen, die du gehen wirst, werden wir nicht mitgehen und das fängt ja schon beim Schulweg an und das hört bei dem Weg zur Uni nicht auf….
Das ist das Dilemma aller Eltern: Obwohl sie aus Liebe so unendlich gerne jeden Schritt Begleiter, Beschützer und Helfer sein wollten, sie können es nicht… und was dann? Was machen wir damit?
Manche klopfen drei Mal auf Holz, andere sagen tot, toi, toi, wieder andere beschwören das Glück, das Schicksal oder beides, blicken zu den Sternen und sagen: Möge die Macht mit dir sein… und wieder andere erkennen, es geht nicht ohne ihn.
Es geht nicht ohne den Schöpfer des Universums, dem Ursprung und Erhalter allen Lebens. Ohne dich unseren Gott geht es nicht und ohne dich macht es keinen Sinn, denn:
Wir sind zu klein und zu schwach, zu begrenzt und zu limitiert, um das, was du uns anvertraut hast zu bewahren und zu beschützen, aber du, du kannst, was wir nicht können und deshalb kommen wir zu dir und deshalb befehlen wir dir dem Herr des Universums unser Kind an.
Und deswegen werden Sie ihrem Kind sagen: Wir haben dich bei der Taufe Gott anvertraut und er wird und kann dich begleiten, wie wir es nie könnten, denn er sagt in seinem Wort:
„Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wohin du auch gehst.“
(1. Mose 28, 15)
Manchmal frage ich mich:
Wie kann man eigentlich Vater oder Mutter sein ohne Gott? Wie kann man das ohne diesen Zuspruch und diese Verheißung? Und deshalb sind wir eingeladen neu zu diesem Gott zu kommen, ihm unser Leben zu geben, der in Jesus unsere Wege geteilt hat!
Taufansprache im Dezember 2024