Prioritäten setzen

Gestern wurden die Olympischen Sommerspiele in Paris eröffnet. Zeit, sich zu erinnern: 1924 fanden die Spiele schon einmal in Paris statt. Damals schaute die Welt auf den schottischen Leichtathleten Eric Liddell. Knapp vor den Spielen erfährt er, dass die Vorläufe für seine Spezialdisziplin – der 100-Meter-Lauf – an einem Sonntag angesetzt sind ist. Liddell tritt nicht zum Vorlauf an. Einen Start kann er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Als wiedergeborener und bekennender Christ gibt er Gott und seinem Wort am Sonntag die höchste Priorität. Statt an den Vorläufen teilzunehmen, predigt er an diesem Sonntag in einer Kirche in Paris.

Liddell konzentrierte sich anschließend auf die 200- und die 400-Meter-Läufe. Und das mit sensationellem Erfolg: Über 200-Meter holt er die Bronzemedaille, über 400-Meter läuft er als Außenseiter in Weltrekordzeit zum Olympiagold.

Hierzulande und heutzutage geht es bei „Christen“ um viel weniger: Sie überlegen sich, wie lange sie sonntags ausschlafen wollen oder mit wem sie sich zum zweiten Frühstück treffen. Dem Herrn aller Herren, dem Schöpfer und Erhalter ihres Lebens, wenigstens eine Stunde Priorität einzuräumen, fällt ihnen im Schlaf nicht ein. Liddell verkörpert, was uns fehlt: Die Bereitschaft, Gott und seinem Wort wöchentlich und verbindlich die Ehre zu geben und am Sonntag an erste Stelle zu setzen. Echte Jesus-Freunde müssen die Sonntagsgestaltung nicht Woche für Woche neu aushandeln, sondern sind am Tag des Herrn im Haus des Herrn zu treffen.

Das dritte Gebot heißt: „Du sollst den Feiertag heiligen.“ Es ist an der Zeit, Martin Luthers einprägsame Auslegung zu diesem Gebot wieder zu lernen. Luther schreibt: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern es heilig halten, gerne hören und lernen.“

Für die Sonntagsgedanken der Waiblinger Kreiszeitung Juli 2024

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